Pfingsten in Deutschland

2020.05.29. | Deutschprachige Mitteilungen

Überliefert sind Tanzveranstaltungen und Pfingstspiele von Friedrich I. Barbarossa in Mainz (1184). Von regelrechten Trinkgelagen mit reichlich Pfingstbier ist dort die Rede. Trotz mehrerer Verbote hat sich das Pfingstsingen (erstmals 1574 erwähnt) bis heute im Bergischen Land erhalten. Einer der ältesten erhaltenen Pfingstbräuche ist das „Dreckschweinfest“ im Mansfelder Grund des Mansfelder Landes. Er geht bis in die vorchristliche Zeit zurück und beinhaltet die Vertreibung des Winters durch den Sommer. Der älteste Nachweis über den Brauch ist im Kirchenbuch der Gemeinde Hergisdorf erhalten und datiert auf 1620.

Erstmals erwähnt wurde das Wasservogelsingen 1899; es handelt sich um einen Heischebrauch mit symbolischer Taufe, die heute noch im unteren Bayerischen Wald praktiziert wird. In Böhmen legten Kinder am Abend vor Pfingsten Huflattichblätter vor die Tür, auf denen sie morgens eine Pfingstbrezel fanden. In einigen Gegenden Deutschlands (hauptsächlich zwischen Siegerland und Thüringen) geht der Maimann, in einigen wenigen Orten im Taunus (zum Beispiel in Langenbach) der so genannte Laubmann um.

Vielerorts wurde der regional verbreitete Maibrauch der Eierkrone auf Pfingsten verlegt. Überwiegend in Niedersachsen wird das Pfingstbaumpflanzen praktiziert. Hierbei werden junge Birken vor Haustüren befestigt. Oftmals ist der Brauch mit Gesang und dem Konsum von Alkohol verbunden. Ein regionaler Pfingstbrauch existiert in der westfälischen Stadt Oelde. Dort wird am Pfingstsonntag und Pfingstmontag der Pfingstenkranz getanzt. Latzmann ist ein Heischebrauch und zumeist am Pfingstmontag im Oberschwaben üblich.

In der Pfalz ist das Brauchtum des Pfingstquacks verbreitet. Im Westen der Region werden dem Quack, einer Grüngestalt, Ginsterzweige geraubt. Laut Volksglaube ist das Haus, das keinen Ginsterzweig besitzt, vom Unglück gepeinigt und wird noch im Laufe des Jahres abbrennen. Zudem werden den Zweigen Schutzkräfte vor Blitzeinschlägen nachgesagt, wenn man sie auf dem Dachboden aufhängt. Andernorts wiederum versteht man unter dem Pfingstquack eine Gruppe von Jugendlichen, die durch die Ortschaft zieht und dort nach dem Aufsagen eines Spruches Eier, Kuchen oder Münzen von den Bewohnern geschenkt bekommt. Dabei traten meist mehrere sogenannte Quackgruppen gegeneinander an: Entscheidend ist die Höhe der erbeuteten Gaben. Zudem wurden früher in einigen Dörfern der Nordpfalz sogenannte Pfingstbäume aufgestellt: Das sind Nadelbäume, die in der Nacht vor Pfingsten von den jungen Burschen des Ortes im Wald geschlagen und neben dem Dorflokal aufgestellt wurden. Oftmals wurden von diesem Baum auch noch Äste abgeschnitten, um das Gasthaus damit zu schmücken. Auch das restliche Dorf wurde mit Girlanden dekoriert, denn am zweiten Pfingsttag (Pfingstmontag) fanden festliche Tanzveranstaltungen in den Ortschaften statt. Schließlich wurde der Pfingstbaum dann an einen Dorfbewohner versteigert, der diesen zu Holzgegenständen, z. B. einer Leiter,  weiterverarbeitete. Mit dem Erlös der Versteigerung bekamen die Burschen, die den Baum „mühevoll“ geschlagen hatten, Bier zur Belohnung spendiert.

In der Steiermark wird in einigen Orten ledigen Mädchen in der Nacht auf Pfingstmontag ein Pfingstlotter vor die Türe gestellt. Mit dieser Strohpuppe (Lotter ist steirisch für Mann) soll eine heiratsunwillige Frau darauf aufmerksam gemacht werden, dass es endlich Zeit wäre, unter die Haube zu kommen.

Auf jahrhundertealte Pfingst-Rechtsbräuche gehen der Käskönig von Bad Dürkheim und die Geißbockversteigerung in Deidesheim zurück; bei ersterem trieb ein Bürgersohn, der zum „König“ gewählt wurde, den Zins von den Bewohnern des Dürkheimer Bruchs für das Weiderecht ein, der zumeist in Form von Käse bezahlt wurde; bei letzterem musste die Gemeinde Lambrecht für Weiderechte alljährlich einen Ziegenbock an die Stadt Deidesheim abgeben.

(ÉMNÖSZ, Wikipédia)